Viel Stolz und ein paar Tränen: Lara Hunger, Luca Lion Gloger und Finn Friedrich vertreten den WSSV Suhl 1990 würdig bei den deutschen Titelkämpfen der U16 und U23 in Ulm.
Ihrem guten Namen als Ausrichter für nationale Nachwuchstitelkämpfe wurde die Stadt Ulm auch in diesem Jahr wieder einmal gerecht. Für die Großstadt an der Grenze zu Bayern ist es ein Jubiläumssommer: Vor genau 100 Jahren fanden im Donaustadion die ersten Leichtathletikwettkämpfe statt.
Am vergangenen Wochenende (4. bis 6. Juli) trafen sich nun über 1500 Athletinnen und Athleten aus 420 Vereinen in einem neuen Format. Erstmals wurden die Meisterschaften der Altersklassen U16 und U23 zusammen ausgetragen. In 74 Wettbewerben wurden die Besten gesucht. Bei optimalen Bedingungen – nur der Wind blies zuweilen bei den Lauf- und Sprungentscheidungen etwas zu stark – purzelten die persönlichen Bestleistungen.
Es gab sogar auf der für die Meisterschaften aufpolierten Tartanbahn über 300 Meter Hürden in der W15 durch Tamina Heller (TV Langen) mit 42,01 Sekunden einen Altersklassenrekord. Sie verbesserte den seit 1983 bestehenden deutschen Rekord von Heike Tillack (SC Magdeburg). Außerdem sahen die Zuschauer einige herausragende Ergebnisse, die für die in zwei Wochen stattfindende Junioren-Europameisterschaft in Bergen (Norwegen) einiges erwarten lassen dürfen.
Auch viel Geduld ist gefragt
Zu den besten deutschen Nachwuchsleichtathleten gesellten sich bei den Titelkämpfen Lara Hunger, Luca Lion Gloger und Finn Friedrich vom WSSV Suhl 1990. Als erster Sportler des Südthüringer Trios ging Luca Lion Gloger bei den Jungs der M15 im Dreisprung an den Start. Bei 25 Startern war schon vor dem ersten Sprung klar, dass im Wettkampf neben den athletischen Fähigkeit viel Geduld und Konzentrationsvermögen bei den Sportlern gefragt war. Für Gloger war es der erste Wettkampf bei nationalen Titelkämpfen. Mit einer Bestleistung von 12,33 Metern angereist, begann er mit einem Sprung von 11,64 Meter verhalten. Im zweiten Durchgang steigerte er sich auf 12,13 Meter. Das reichte noch nicht für den Endkampf, der zu drei weiteren Sprüngen berechtigte. Trotzdem wirkte der Suhler ruhig und konzentriert, um mit seinem dritten Versuch das Feld so richtig durcheinanderzuwirbeln. 12,41 Meter – persönliche Bestleistung und Platz vier – stand auf der Anzeigetafel. Mit einem Male war sogar der Sprung auf das Podest möglich. Gloger blieb fokussiert und steigerte sich mit dem letzten Durchgang nochmals auf 12,45 Meter.
Die drei Medaillenränge gingen an Athleten, die ebenfalls zum Saisonhöhepunkt persönliche Bestleistungen erzielten. Zu Bronze fehlten dem Suhler gerade einmal 20 Zentimeter. Er beendete seinen ersten Wettkampf bei deutschen Meisterschaften mit einem sechsten Platz.
Für Luca Lion Gloger war der Wettkampftag noch nicht beendet. Aus der Sprunggrube ging es für ihn am Samstag direkt an den Startblock zum 100- Meter-Vorlauf. Eine systematische Vorbereitung gab es unter Zeitdruck natürlich nicht. Trotzdem genoss der junge Suhler Athlet den Lauf und kam mit 11,78 Sekunden bis auf fünf Hundertstel an seine persönliche Bestleistung heran.
Bei der Dreisprung-Siegerehrung nahm er mit großen und strahlenden Augen seine Urkunde für den sechsten Platz entgegen. „Der Wettkampf war ein tolles Erlebnis. Mit der Weite und dem Platz kann ich zufrieden sein“, meinte er nach dem Siegerfoto. Für den bescheidenen und zurückhaltenden Schüler vom Suhler Gymnasium ist es der Lohn für das Training im Heimatverein beziehungsweise am Stützpunkt in Erfurt.
Beim WSSV Suhl 1990 wird der schnellkräftige Athlet, der einst im Kindergartenalter mit Turnen und der Leichtathletik begann, von Anbeginn von seiner Trainerin Kathrin Friedrich betreut. In Erfurt gehört er zu den Schützlingen des erfahrenen Trainers Konrad Ackermann. Aufgrund der vielseitigen Ausbildung ist offen, wohin der Weg von Lion Luca Gloger führen wird. Er hat beste Veranlagungen in den Bereichen Sprint, Sprung und Wurf. Das alles ist aber für die nächsten Wochen erst einmal kein Thema. Mit seiner Mutter Carina, die die Wettkämpfe in Ulm aufmerksam und auch ein bisschen aufgeregt auf der Tribüne verfolgte, geht es in den wohlverdienten Urlaub an die Ostsee.
Den Fehler noch nicht gefunden
Hinter Finn Friedrich liegt ein durchwachsenes Wettkampfjahr. Der 21-jährige Hochspringer vom WSSV schaffte Anfang Januar beim Hallenmeeting in Jena 2,07 Meter und kam damit dicht an seine persönliche Bestleistung von 2,09 Meter heran. Im weiteren Saisonverlauf schlichen sich technische Probleme ein, die er in diesem Jahr nie richtig beheben konnte. Die Norm für die Deutsche Meisterschaft schaffte er trotzdem.
In Ulm fehlte ihm diesmal die nötige Konstanz und Stabilität, um in den Medaillenkampf eingreifen zu können. Die Höhe von zwei Metern bewältigte er im zweiten Versuch. Zwei Versuche über 2,04 Meter riss der Springer aus Suhl äußerst knapp und wurde am Samstag Achter. Sieger Julien Pohl (Cologne Athletics) kam auf 2,08 Meter. „Wir haben nicht den entscheidenden Fehler gefunden. Wir werden das Wettkampfjahr genau analysieren und in der neuen Saison versuchen, zurück in die Erfolgsspur zu finden“, blickt Finn Friedrich in die Zukunft.
Neben Luca Lion Gloger gab auch Speerwerferin Lara Hunger ihr Debüt bei deutschen Meisterschaften. Die junge Athletin ging in der W15 an den Start. Bemerkenswert: Erst vor gut anderthalb Jahren hat Hunger mit dem Speerwurf angefangen. Beim Einwerfen in Ulm überwarf sie gleich mehrfach die 40-Meter-Marke. Das ließ vieles für den Wettkampf erwarten.
Die Trainerin muss trösten
Aber mit dem ersten Wurf im Wettkampf verlor sie ihre Lockerheit. Offensichtlich setzte sich die junge Athletin zu sehr unter Druck. Mit 33,45 Metern verpasste sie ihr persönliches Ziel, den Endkampf zu erreichen und beendete den Wettkampf als Zehnte. Danach flossen die Tränen bei der Südthüringer Starterin. Trainerin Kathrin Friedrich versuchte zu trösten. „Die Suhler sind alle stolz auf Lara. Das darf sie auch selber sein. Die Teilnahme bei den deutschen Meisterschaften gelingt nicht vielen Sportlerinnen. Alle wissen, dass die Nerven ihr einen Streich gespielt haben. Alle drücken ihr für die nächsten Wettkämpfe die Daumen. Mit ihrem Ehrgeiz werden auch die Erfolge in der Zukunft nicht ausbleiben“, fand die Suhler Trainerin die richtigen Worte.
Alle Suhler Athleten haben sich nun die Sommerpause redlich verdient. Denn: In Ulm haben die Sportler des WSSV Suhl 1990 mit ihren Platzierungen Punkte für Thüringen für die Länderwertung beigetragen.
Thomas Dröge