Mitten im Corona-Ausnahmejahr wagt Suhl etwas Neues: einen Tag des Sports. Sieben Vereine machen bei der Premiere mit. Es soll der Start einer neuen Tradition werden.
Suhl 20.09.20 – Jeder fängt mal klein an. Statt die Latte auf die für ihn nicht wirklich mehr ungewöhnlichen 1,90 Meter zu legen, hat Hochspringer Finn Friedrich vom WSSV Suhl diesmal ziemlich weit unten angefangen. „Heute wird nicht auf Höhe gemacht“, sagt der 16-Jährige, dem nicht mehr viele Zentimeter bis zur Zwei-Meter-Marke fehlen. Aber diesmal geht es ums Vormachen. Der Nachwuchs soll sich ausprobieren. Ganz einfach, ganz spielerisch: Mit einer spaßigen Vorwärtsrolle über die Stange auf die Matte plumpsen.
Genau das will der Tag des Sports, der vor Kurzem auf dem Platz der Deutschen Einheit in Suhl ausprobiert wurde: Lust machen auf Sport und Bewegung. Sieben Vereine sind dem Aufruf des Suhler Sportbundes (SSB) gefolgt. Wahrscheinlich, deutet SSB-Präsident Pierre Döring an, wären es noch mehr geworden, doch einige seien nach der langen Corona-Pause schon wieder mitten im Wettkampfmodus.
Genauso geht es den Nachwuchs-Leichtathleten des WSSV Suhl. Erst am Tag zuvor habe er, erzählt Finn Friedrich, als Kampfrichter bei einem Wettkampf in Ohrdruf mitgeholfen. Und auch am Tag des Sports ist die Zeit eigentlich schon wieder knapp. „Ich muss heute noch nach Jena an die Sportschule.“ Dort ist der Tag nicht minder durchgetaktet: Erst vier Stunden Unterricht, danach eine dreistündige Sporteinheit. Die Pause nach dem Corona-Stopp war lang. Das Training unter den allzu speziellen Bedingungen mitunter grenzwertig. Dann etwa, wenn Läufe mitten auf der Straße absolviert werden müssen, weil eben keine Sportanlage betreten werden durfte. Die Fußgelenke bedankten sich auf ihre Weise, gibt Friedrich zu verstehen. Noch ist das Suhler Talent nicht wieder da, wo er eigentlich schon einmal war vor der Krise.
Doch trotz aller zusätzlichen Belastungen will keiner der sieben Vereine das Event in der Stadtmitte auslassen. Die Gewichtheber des AC Suhl stemmen auf der Bühne schwere Kilos, die Fußballer aus Dietzhausen und Suhl laden zum Spiel auf dem extra aufgebauten Platz; und auf der Startanlage, die die Rennrodler des Rodelteams (RT) Suhl mitgebracht haben, dürfen die Kleinsten das erste Mal Geschwindigkeit aufnehmen.
Das fasziniert. Kerstin Lösch ist ganz überrascht vom großen Zulauf. Jeder will sich einmal auf den kleinen Schlitten setzen und die nur wenigen Meter hinunterrasen – Zeitmessung inklusive. Auch für die Rennrodler selbst ist der Tag ein guter Zwischenstopp auf dem Weg zurück zur Normalität. Den im Prinzip, denkt Kerstin Lösch zurück, habe man die Schlitten im Februar in die Ecke gestellt und dann für sehr lange Zeit nicht mehr unter sich gehabt.
Mittlerweile ist Alltag eingekehrt. Die Rodel-Kinder hätten sich an die Corona-Regeln gewöhnt, sagt Kerstin Lösch. In den Herbstferien geht’s ins kleine Trainingslager.
Teil des Suhler Sport-Alltags könnte auch der Tag des Sports werden. Er solle, sagt SSB-Präsident Pierre Döring, eine „schöne Tradition“ werden. Möglicher Standort für die Neuauflage in 2021: das Auestadion.
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